Grundsätzliches zur Arbeit in der Krippe

 

 

 

 

 

1.    Grundsätzliches zur Arbeit in der Krippe

 

 

Die Arbeit mit sehr jungen Kindern unterscheidet sich wesentlich von der Arbeit mit den älteren Kindern in den Kindergartengruppen.

 

Kindern im Kindergartenalter können wir schon sehr viel Eigenaktivität und Selbstbestimmung zutrauen. Wir können sie auch stärker in Gruppenprozesse einbinden.

Bei Kindern in der Krippe, die bei uns häufig gerade ein Jahr alt sind, müssen wir viel individueller das einzelne Kind in den Blick nehmen. Gruppenaktivitäten treten aufgrund der entwicklungspsychologischen Grundlagen der sehr jungen Kinder noch in den Hintergrund. Die Erfahrungen, dass verlässliche Bezugspersonen Bindungen ermöglichen und die intensive persönliche Zuwendung bei alltäglichen Situationen spielen hier eine überragende Rolle.

 

Darüber hinaus sind Kinder im Krippenalter „Entwicklungsriesen“. In keiner weiteren Lebensphase verläuft die Entwicklung so rasant, wie in den ersten Lebensjahren. Hier ist es besonders wichtig, mit sehr guten Kenntnissen und emotionaler Zugewandheit, den Kindern gute Bildungsvoraussetzungen zur Verfügung zu stellen. Diese Voraussetzungen bestehen im Wesentlichen daraus, dass wir

 

· die Versorgung sicherstellen (Nahrung, hygienische Versorgung)

· die Persönliche Zuwendung sicherstellen

· Bindungserfahrungen ermöglichen

· Verlässlichkeit erfahren lassen

· Gemeinschaft erfahrbar machen

· Ermutigung sicherstellen

 

In der Krippe ist zunächst die Persönlichkeit der Fachkraft wichtiger als die Gruppe. Die anderen Kinder erlangen erst langsam Bedeutung für das einzelne Krippenkind. Dass das Kind Zeit zur Ruhe und Zeit zur selbstbestimmten Aktivität  hat, ist noch wichtiger, als dass wir uns ganz viel für das Kind ausdenken, was es alles lernen muss. Der eigene Tagesrhythmus ist noch wichtiger, als die Gruppenstruktur. Erst, wenn das Kind ein älteres Krippenkind geworden ist, spielen die Gruppe, der Gruppenrhythmus und eine fremdbestimmte Struktur eine größere Rolle.

 

All das bildet in dieser Altersphase die wichtigsten Grundlagen für gute Bildung. Die Arbeit mit Krippenkindern ist deshalb nicht angebotsorientiert, sondern beziehungsorientiert.

 

Aus diesem Grunde stellen wir im Folgenden die pädagogischen und organisatorischen Schwerpunkte der Arbeit in der Krippe gesondert dar.

 

 

2.    Die Eingewöhnungszeit

 

Die Eingewöhnungszeit für ein Krippenkind hat einen hohen Stellenwert und ist entscheidend für das weitere Wohlbefinden des Kindes in der Krippe.

 

Erste Informationen zum Ablauf der Eingewöhnungszeit erhalten die Eltern bei der Anmeldung, einem Informationselternabend und einem „Schnuppernachmittag“ vor Beginn eines neuen Kindergartenjahres.

 

In den ersten Tagen in der Krippe ist das Kind einer Vielzahl neuer Eindrücke ausgesetzt: Es trifft auf eine fremde Umgebung, unbekannte Personen und ungewohnten Abläufe. Nach und nach muss sich das Kind nun darauf einlassen können. Es muss Vertrauen zur Bezugserzieherin aufbauen und sich von den Eltern lösen. Das braucht Zeit!

 

Auch für die Eltern/ Elternteile ist diese Zeit häufig eine große emotionale Herausforderung.

 

Die Dauer der Eingewöhnung ist sehr individuell für jedes Kind und kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Um sich jedem neuen Kind in besonderem Maße zuwenden zu können, werden mehrere neue Kinder nicht gleichzeitig eingewöhnt sondern gestaffelt in die Krippe aufgenommen.

 

In den ersten Tagen/Wochen ordnet sich jeweils eine Erzieherin einem neuen Kind in besonderem Maße zu und wird so zu seiner „Bezugserzieherin“.

In den ersten Tagen findet kein Trennungsversuch des Kindes von den Eltern statt. Das Kind bleibt nur in Begleitung eines Elternteils bzw. einer ihm vertrauten Person für 1 bis 2 Stunden in der Krippe. In dieser Zeit bietet die Person einen sicheren Anlaufpunkt für das Kind, während die Bezugserzieherin Schritt für Schritt Kontakt und Vertrauen zum Kind aufbauen kann.

 

Die Bezugserzieherin vereinbart mit dem begleitenden Elternteil, wann es zur ersten kurzen Trennung kommt. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass sich das Elternteil vom Kind verabschiedet, nach der vereinbarten Zeit zurückkehrt und in der Zwischenzeit telefonisch ständig erreichbar bleibt.

 

Hilfreich für diese Zeit sind Abschiedsrituale (z.B. winken am Fenster) und Übergangsobjekte von zu Hause (z.B. ein Kuscheltier).

 

Hat das Kind Kontakt und Vertrauen zur Bezugserzieherin aufgebaut, kann die Zeit der Trennung nach individuellen Absprachen mit den Eltern stufenweise verlängert werden.

 

 

 

3.    Pädagogische Grundlagen und Ziele

 

3.1  Bildungsziele in Lernbereichen und Erfahrungsfeldern

 

Auszüge aus „Die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren – Handlungsempfehlungen zum Orientierungsplan für Bildung und Erziehung im Elementarbereich niedersächsischer Tageseinrichtungen für Kinder“

 

Wahrnehmung

 

Die sinnliche Wahrnehmung ist das Eingangstor für Welterfahrung. Nichts ist im Kopf, was vorher nicht in den Sinnen war. Das Ertasten der Beschaffenheit von Oberflächen und Materialien, das Erleben von Geruch, Geschmack, Geräuschen, Temperaturen, Lichtverhältnissen, liebevoller oder unangenehmer Berührung sowie einer Vielzahl weiterer als positiv oder negativ empfundene Sinneserlebnisse sind für ein Kind zunächst lediglich Informationen. Jedes Kind muss lernen, zwischen einer Vielfalt an Reizen auszuwählen und diese ausgewählten Reize zu bewerten. Wahrnehmung ist daher eine zentrale Entwicklungsaufgabe.

 

Mit der Entwicklung seiner Sinnesorgane erhält ein Kind immer neue Zugänge zu seinem räumlichen und sozialen Umfeld sowie für die Entwicklung seines Körperbewusstseins und seines Selbstbildes. Auf der Grundlage von vielfältigen Sinneseindrücken macht ein Kind Erfahrungen, die wiederum für die weitere Entfaltung seiner Wahrnehmungskompetenz Bedeutung haben. Dabei wird seine Wahrnehmung immer genauer und differenzierter. Wahrnehmung ist damit ein Verarbeitungsprozess von Sinneseindrücken zu Erfahrungen und Wissen. An diesem Prozess sind Körper, Gefühle, Erinnerung und Denken beteiligt.

 

 

Emotionale Entwicklung und soziales Lernen

 

Emotionale Entwicklung

 

Die Entwicklung von Fähigkeiten, mit anderen Menschen zurechtzukommen und sich mit ihnen auszutauschen, ist ein wichtiges Bildungsziel. Dazu gehört der Umgang mit den eigenen Emotionen und den Emotionen anderer Menschen. Emotionen helfen Kindern, ihren Alltag zu strukturieren. Sie geben Hinweise darauf, wie eine Situation einzuschätzen ist. Sie erlauben Rückschlüsse darauf, was wichtig ist oder was unwichtig ist.

 

Die Fähigkeit, Emotionen zu erleben und zu verstehen, ist für den Menschen von zentraler Bedeutung. Emotionen eines Kindes entwickeln sich im Dialog mit Bezugspersonen. Das Verhalten von Eltern, pädagogischen Fachkräften und anderen Kindern gibt dem Kind wichtige Rückmeldungen für die Entwicklung seiner Gefühlswelt. Schon ein Säugling nimmt in der Mimik seines Gegenübers sehr unterschiedliche Reaktionen und Emotionen wahr und lernt Schritt für Schritt zwischen so unterschiedlichen Gefühlen wie Freude, Glück, Überraschung, Ärger, Angst und Wut zu unterscheiden. Kleine Kinder sind ihren Gefühlen zunächst ausgeliefert und können sie kaum regulieren. Sie wechseln schnell zwischen herzzerreißendem Weinen und freudigem Strahlen. Ab dem dritten Lebensjahr erst nimmt ihre Fähigkeit zur Regulation von Gefühlen zu, Kuschelbär und Schmusetuch können in ersten Regulationsstrategien eine wichtige Rolle spielen.

 

 

Ich-Entwicklung und soziales Lernen

 

Die Entfaltung der kindlichen Wahrnehmungsfähigkeiten und das wachende Selbstempfinden erfolgen im engen Kontakt zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen. Die Erfahrungen, die Kind und Bezugsperson gemeinsam machen, und der Austausch über das Erlebte ist die Keimzelle frühkindlicher Bildung. Am „Du“ der Bezugsperson wird das Kind zum „Ich“. Je intensiver Bezugsperson und Kind in einen gegenseitigen Austausch treten und in wechselseitiger Auseinandersetzung miteinander kommunizieren, umso stärker macht das Kind die Erfahrung, das sein Verhalten Wirkung erzielt. Von den Interaktionen mit Bezugspersonen hängt ab, wie Kinder sich selbst einschätzen. Fachkräfte tragen daher Verantwortung, dass sich ein Kind als kompetent, wichtig und einflussnehmend erleben kann und ein positives Selbstbild entwickelt.

 

 

Entwicklung kognitiver Fähigkeiten und Freude am Lernen

 

Der Begriff der Kognition bedeutet „erfahren, kennenlernen und erkennen“. Er bezeichnet das menschliche Denken in einem umfassenden Sinn, von der Erfahrung über deren Verarbeitung bis hin zu Erkenntnis und Wissen. Zu den kognitiven Fähigkeiten als Grundlage für menschliches Denken zählen unter anderem Aufmerksamkeit, Konzentration, Erinnerung aber auch Kreativität, Planen, Schlussfolgern und die Vorstellungskraft. Schritt für Schritt entwickelt ein Kind das Denken als „innerliches Handeln“ und kann sich auch mit Gegenständen, Personen und Situationen auseinandersetzen, die nicht präsent sind.

 

Die kognitive Entwicklung steht in wechselseitiger Abhängigkeit mit anderen Entwicklungsbereichen wie zum Beispiel der Entwicklung von Wahrnehmung, Bewegung und Sprache.

 

Ausgangspunkt für die kognitive Entwicklung ist die Bindung eines Kindes an seine Bezugspersonen.

 

 

Körper, Bewegung und Gesundheit

 

Körper und Bewegung

 

Bewegung ist die Voraussetzung für Bildung, denn Erfahrungen lassen sich nur in einer bewegten Auseinandersetzung mit der Umwelt machen. Das Greifen wird zum Begreifen und Ergreifen, das Fassen zum Befassen und Erfassen. Die Entwicklung von motorischen Fähigkeiten eröffnet immer auch neue Horizonte für Fühlen, Wahrnehmen, Handeln und Denken. Kriechen, Rutschen und Rennen befähigen nicht nur zur Beherrschung des eigenen Körpers, sondern ermöglichen auch Erfahrungen für die Entwicklung neuer, abstrakter Denkstrukturen. Die Bedeuten von Begriffen wie „hinein“ und „hinaus“, „hoch“ und „herunter“ erfahren und lernen kleine Kinder in Bewegung. In gleicher Weise wird das spätere Erlernen komplexer Bewegungsabfolgen (Turnen, Radfahren) dadurch bedingt, dass ein Kind seine Bewegungsabfolgen planen kann.

 

 

Gesundheit und Ernährung

 

Voraussetzung für die körperliche Entwicklung und Gesundheit von Kindern sind nicht nur eine ausreichende Bewegung in Verbindung mit Ruhephasen, sondern auch eine ausgewogene Ernährung. Regelmäßige Pflegehandlungen wie Händewaschen und Wickeln vermitteln ein erstes Hygieneverständnis. Kinder begreifen die Zusammenhänge zwischen Bewegung, Ernährung und Gesundheit am besten, wenn sie im Ablauf des pädagogischen Alltags der Kindertageseinrichtung  verankert sind und in einer entspannten, kommunikativen Atmosphäre stattfinden.

 

 

Kommunikation, Sprache und Sprechen

 

Die Fähigkeit, Sprache(n) zu erwerben, ist Teil der genetischen Veranlagung eines Menschen. Das Gehirn eines Kleinkindes ist von Natur aus darauf vorbereitet, sprachliche Muster zu entdecken sowie Regeln zu bilden und zu verfeinern. Schon die Kleinsten verstehen viel. Bevor Kinder selbst erste Wörter aussprechen (Sprachfähigkeit), verfügen sie bereits über einen passiven Wortschatz. Sie zeigen durch ihre Blickrichtung oder ihr Verhalten, dass sie eine Mitteilung oder eine Aufforderung verstehen können (Sprachverständnis).

 

Die Entwicklung der Sprachfähigkeit ist kein linearer Prozess, sondern macht Pausen, die manchmal wie Rückschritte wirken. In welchem Alter ein Kind das erste Wort klar und deutlich sprechen kann, ist von Kind zu Kind verschieden. Die Sprachentwicklung verläuft individuell so unterschiedlich, dass in den ersten drei Lebensjahren nur schwer von einer altersgemäßen Entwicklung gesprochen werden kann.

 

Für die ersten Lebensjahre gilt jedoch: Zuerst kommt das Denken, dann das Verstehen und schließlich das Sprechen. Sprachbildung ist daher eng verzahnt mit allen anderen Lern- und Bildungsprozessen der frühen Kindheit.

 

 

Lebenspraktische Kompetenzen

 

Selbstständig werden ist für Kinder unter drei Jahren eine zentrale Bildungsaufgabe und ein Bildungsziel, das bereits in ihrem Autonomiebestreben verankert ist. Kinder haben den unbedingten Willen, die Welt zu erobern. Sie erleben in ihren Aktivitäten, dass sie imstande sind, etwas zu leisten. Sie wollen dabei selbstständig entscheiden und handeln. Sie wollen ihren Alltag selbstbestimmt bewältigen und nicht nur passiv gefüttert, angezogen oder gewaschen werden. Sie fordern: Hilf mir, es selbst zu tun! Das Erfahrungsfeld Lebenspraxis hat daher für die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern eine hohe Bedeutung. Eine Fülle von Lernsituationen ergibt sich im Alltag der Kindertageseinrichtung.

 

Kinder erschließen sich in der Regel ihre lebenspraktischen Kompetenzen im Umgang mit erwachsenen Bezugspersonen und anderen Kindern ganz von selbst. Über Nachahmung lernen sie die Ausführung von Alltagshandlungen, den Gebrauch von Gegenständen und die mit ihrer Nutzung verbundenen Fertigkeiten. Ein wesentliches Merkmal der Gestaltung von Lern- und Bildungsprozessen im lebenspraktischen Bereich ist daher, dass Erwachsene Kinder an ihren Tätigkeiten beteiligen und die Beiträge der Kinder als kompetente Unterstützung werten.

 

 

Mathematisches Grundverständnis

 

Erstes mathematisches Denken bedeutet, Strukturen und Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und Dinge miteinander in Beziehung zu setzen. Eine der ersten und wichtigsten Denkleistungen des Säuglings besteht darin, die Welt in verstehbaren Mustern wahrzunehmen, sie in ihren unterschiedlichen Formen – zum Beispiel als Stimmen und Gesichter – sinnlich zu begreifen und einander zuzuordnen. Schon Babys bilden Kategorien, erkennen die Gesamtausdehnung von Gegenständen und können Mengenunterschiede grob abschätzen, wenn sie groß genug sind. Diese Leistung ist eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis der Begriffe „mehr“ und „weniger“ und eine wichtige Grundlage für das spätere Rechnen. Das Verständnis für die Kardinalzahlen von 1 bis 4 entwickelt sich schon bei Kindern in den ersten drei Lebensjahren. Mathematisches Denken ist damit schon in der frühen Entwicklung eines Kindes fest verankert.

 

 

Ästhetische Bildung

 

Der Begriff „Ästhetik“ beinhaltet die Bedeutung der Wahrnehmung als Grundlage für Lern- und Entwicklungsprozesse. Ästhetische Bildung bietet Kindern Chancen, sich in einer kreativen Auseinandersetzung mit ihrem Lebensumfeld zu entwickeln. Sie fördert die Wahrnehmung und Interpretation von Sinneseindrücken. Sie regt dazu an, Mittel des Gestaltens zu nutzen, um kindliche Erfahrungen zu reflektieren, auszudrücken und zu bearbeiten. Jeder Sinnesbereich wird durch spezifische Formen der ästhetischen Bildung in besonderer Weise angesprochen: das Auge erfasst und verarbeitet die Formen des bildnerischen Gestaltens, das Ohr die Musik mit ihren Klängen und Melodien, die Körpersensorik den Tanz und die rhythmische Bewegung.

 

Bei allen hier erwähnten Formen der ästhetischen Bildung geht es darum, den Schaffensprozess des Kindes und die mit ihm verbundenen Erfahrung zu unterstützen. Es geht nicht darum, mit einer Gruppe von Kindern ein Produkt oder Ergebnis zu erzielen oder aber eine perfekte Vorstellung zu inszenieren. Bei der Begleitung und Unterstützung des künstlerischen und kreativen Schaffens kleiner Kinder gilt in besonderer Weise die Devise:

Der Weg ist das Ziel!

 

 

Musik

 

Singen, Tanzen und Musizieren sind elementare Ausdrucksformen der Menschheit. Auch kleine Kinder haben ein großes Bedürfnis, mit ihrer Stimme und ihrem Körper musikalisch tätig zu sein. Sie lassen sich von Liedern beruhigen, bewegen sich im Rhythmus von Musik und äußern Gefühle und Stimmungen in Melodien und Liedern. Rhythmisch-musikalische Angebote in Kindertageseinrichtungen können Kinder bei der Bewältigung wichtiger Entwicklungsaufgaben unterstützen. Musizieren fördert die Entfaltung von Gehör, Stimme, Atmungsorganen und Bewegungsapparat und bietet wichtige Impulse für die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung eines Kleinkindes.

 

 

Bildnerische Kunst

 

Wie die Musik, so ist auch das bildnerische Gestalten ein Erfahrungsfeld, in dem Kinder ihre angeborene Freude am Experimentieren und Gestalten ausleben können. Sobald sie ihre Finger und Hände gezielt einsetzen können, wollen Kleinkinder „matschen“ und Spuren erzeugen. Spuren sind ein Ausdruck von Selbstwirksamkeit, Autonomie und Individualität. Es ist gut zu beobachten, welche Freude Kinder beim lustvollen Verschmieren von Brei auf der Tischplatte oder aber beim Hinterlassen von Fußabdrücken im Schnee haben. Fingerfarben eignen sich daher sehr gut für ein erstes Erkunden, wie sich der Umgang mit Farbe anfühlt und welche Wirkung mit ihr zu erzielen ist.

 

 

Natur und Lebenswelt

 

In Natur und Umwelt machen Kinder Erfahrungen mit Naturphänomenen und Naturgesetzen. Sie sind neugierig und wollen verstehen, wie und warum etwas funktioniert und was dies mit ihrem Handeln zu tun hat. Sie probieren etwas aus und überlegen dann, warum das Experiment einen bestimmten Verlauf genommen oder zu einem bestimmten Ergebnis geführt hat. Mit Beharrlichkeit und Ausdauer wiederholen und variieren sie ihre Experimente, bis sie mit den Phänomenen vertraut sind und Erklärungen oder Lösungen für ihre Fragestellungen gefunden haben: Fallen Dinge immer auf den Boden, wenn sie losgelassen werden? Was passiert, wenn ich den Lichtschalter drücke oder die Rassel bewege? Warum kommt die Ente zu mir, wenn ich an ihrer Schnur ziehe? Wie baue ich einen stabilen Turm aus Bauklötzen? Wie viel Tee passt in meine Tasse?

 

 

Ethische und religiöse Fragen, Grunderfahrungen menschlicher Existenz

 

Die Bedeutung von Beziehung und Bindung, die Entwicklung von Persönlichkeit und Individualität und die großen Fragen von Anfang und Ende, Leben und Tod sind Grunderfahrungen menschlicher Existenz. Schon von klein auf spüren Kinder Glück und Trauer, Geborgenheit und Verlassenheit, Vertrauen und Angst. Dies sind existentielle Erfahrungen, die von kleinen Kindern intensiv erlebt werden.

 

Die philosophische und religiöse Bildungsarbeit greift die spezifischen Fragestellungen kleiner Kinder auf. Sie fängt nicht erst da an, wo man einem Kind etwas mit Worten erklären kann. Sie beginnt dort, wo das Kind Interesse, Wertschätzung, Zuneigung und Respekt für die ihm eigene Würde erfährt. Sie vermittelt Vertrauen und Zuversicht. Worte und Verstehen kommen erst später.

 

 

 

3.2   Bedeutung des Freispiels

 

Für Kinder ist spielen lernen. Es ist die Selbstaneignung von Bildung. Spielen ist von großer Bedeutung für die gesunde Entwicklung eines Kindes. Im Spiel können die Kinder mit allen Sinnen Erfahrungen sammeln, experimentieren, sich ausprobieren, ihre Grenzen austesten, Erlebtes verarbeiten und sich weiterentwickeln.

 

Die Kinder entwickeln im Spiel selbständiges Handeln und Eigeninitiative. Das Kind setzt sich im Spiel mit sich und seiner Umwelt auseinander. Im Spiel folgt das Kind seinen eigenen inneren Impulsen und wählt somit selbst das Tempo der einzelnen Entwicklungsschritte. Die Kinder lernen sich im Spiel immer besser kennen und sie erfahren ihre Stärken und Schwächen.

 

Beim Spielen mit anderen Kindern können sie Ihre Sozialkompetenz erweitern. Sie kommunizieren miteinander, lernen auf einander Rücksicht zu nehmen, werden mit Konfliktsituationen und ihre Bewältigung konfrontiert und lernen Kompromisse einzugehen.

 

„Gerade im Alter von 0-3 Jahren geht das Spiel des Kindes seinen eigenen Weg. Spielabläufe werden in erster Linie selbst gestaltet. Regeln müssen daher leicht nachvollziehbar sein und können nur als Handreichung angesehen werden. Was daraus wird, bestimmt das Kind. Darum ist das Spiel zunächst nicht ergebnisorientiert, es spielt und spielt mit aus Freude“[1].

 

Da Spielen eines der Grundbedürfnisse von Kindern ist und zu einer guten Entwicklung des Kindes beiträgt, nimmt das Freispiel in unserer Krippe einen großes Teil des Tagesablaufes ein.

 

 

3.3   Wickeln und Sauberkeitserziehung

 

In der Krippe werden die Kinder nach dem Frühstück und Mittagessen, sowie nach Bedarf gewickelt. Je nach Entwicklung und Alter gehen die Kinder auch selbstständig auf die Toilette oder werden von den Fachkräften daran erinnert, unterstützt und begleitet. Dieser Prozess erfordert Vertrauen und emotionale Sicherheit. Er hat eine hohe Bedeutung für die Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Bindungsfähigkeit und nimmt einen großen Zeitraum des Tagesablaufes in Anspruch. Es ist wichtig, dass das Kind in dieser Zeit unsere ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt.

 

Die Windeln, Feuchttücher und Wechselsachen befinden sich in den dafür vorgesehenen Boxen, unterhalb der Wickelkommode und werden von den Eltern stets aufgefüllt. Sollte etwas fehlen, werden die Eltern mit kleinen Schildern, die an den Platz des Kindes geklebt werden, daran erinnert.

 

 

3.4   Religionspädagogische Ausrichtung

 

Unser Erziehungsauftrag ist auf ein christliches Menschenbild ausgerichtet.

Jedes Kind ist in seiner Einmaligkeit ein Geschöpf Gottes und wird als eine Persönlichkeit mit eigener Würde geachtet.

Den Kindern ein christliches Miteinander im täglichen Umgang zu vermitteln ist das Ziel unserer religionspädagogischen Arbeit in der Krippe.

 

 

Gott in der Krippe

 

„Religiöse Erziehung fängt also nicht erst da an, wo ein Kind etwas verstehen kann und wo man ihm mit Worten einen Inhalt erklären kann. Sie beginnt dort, wo das Kind etwas wahrnehmen kann……. Die Worte und das Verstehen kommen später.“[2]

 

Je nach Alter und Entwicklungsstand des Kindes bekommen sie bei uns im Haus zusätzlich die Möglichkeit, christliche Lieder und Geschichten zu erleben. Sie lernen bereits kleine Gebete in den Morgenkreisen oder zu den Mahlzeiten kennen.

Auch die Kirchentüren bleiben den Krippenkindern nicht verschlossen. Im Laufe des Krippenjahres erhalten auch sie die Möglichkeit unsere Ansgarikirche einmal genau zu erkunden. Die Kinder können erfahren, wie sie von außen und innen aussieht, erleben wie sich Lieder und Musik dort anhören und können ersten kleinen Geschichten zuhören.

Außerdem können die Kinder nach Möglichkeit an den Andachten des Kindergartens teilnehmen und auch bereits kleine Andachten mitgestalten.

 

 

3.5   Der Übergang in den Kindergarten

 

Zu Beginn eines neuen Kindergartenjahres (am 01.08.) wechseln alle Krippenkinder, die bis dahin das dritte Lebensjahr vollendet haben, in den Kindergarten.

Damit dieser Übergang gut gelingt, wird er von den Fachkräften über mehrere Wochen und Monate mit den betreffenden Kindern vorbereitet.

Ziel dabei ist es, dass die Kinder bereits im Vorfeld die Räumlichkeiten des Kindergartens, die Abläufe und zukünftigen Fachkräfte in den neuen Gruppen kennenlernen.

Das geschieht, indem die Kinder begleitet von einer Fachkraft der Krippe schon im Vorfeld mehrfach Zeit in den Räumen des Kindergartens verbringen und dort die unterschiedlichsten Beschäftigungsangebote ausprobieren dürfen.

Außerdem werden die Kinder im täglichen Alltag in der Krippe entsprechend ihres Alters und Entwicklungsstandes gefördert. (Die größeren Kinder bekommen beispielsweise die Spielvariationen mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad oder kleine Aufgaben, die sie bereits erledigen können.)

 

 

 

4.    Bildungsdokumentation in der Krippe

 

Jedes Kind wird von den Fachkräften hinsichtlich seines Verhaltens und seines Entwicklungsstandes während des alltäglichen Gruppengeschehens beobachtet. Dazu bedienen wir uns verschiedener anerkannter Verfahren. Diese Beobachtungen werden dokumentiert und dienen als Grundlage für Elterngespräche und den fachlichen Austausch unter den Mitarbeiter/Innen der Krippe. Die schriftlichen Dokumentationen werden in der Krippe auch vielfach durch Fotos ergänzt.

 

Elterngespräche sind nach Bedarf ggf. auch kurzfristig mit den Fachkräften zu vereinbaren.

Fotowände in den Fluren der Krippenräume dienen der Dokumentation mit den Kindern und machen unsere Arbeit zusätzlich transparent.

 

Außerdem hat jedes Krippenkind einen Ordner im Gruppenraum, in dem sich beispielsweise Bastelarbeiten, schriftlich erläuterte Fotos, kleine „Anekdoten“ des Kindes usw. befinden. Dieser Ordner ist das sogenannte Portfolio des Kindes und wird während der anschließenden Zeit im Kindergarten dort weitergeführt.

 

Zusätzlich beinhaltet das Portfolio für jedes Kind mindestens einmal im Jahr eine „Lerngeschichte“. Diese Lerngeschichte basiert auf mehreren gezielten Beobachtungen einer Fachkraft von einem Kind und enthält immer auch Fotos der darin beschriebenen Situationen.

 

 

 

5.    Rahmenbedingungen und Organisation

 

5.1   Ein exemplarischer Tagesablauf

 

07.30 Uhr - 08.00 Uhr Frühdienst

 

08.00 Uhr - 08.30 Uhr Bringzeit, Freispiel

 

08.30 Uhr - 09.00 Uhr Morgenkreis

 

09.00 Uhr -10.00 Uhr Frühstück

 

10.00 Uhr - 11.15 Uhr Freispiel, Angebote

 

11.15 Uhr - 11.30 Uhr Aufräumen

 

11.30 Uhr - 12.00 Uhr Mittagessen

 

12.00 Uhr - 14.00 Uhr Spätdienste

 

Für jedes Kind wird dieser Tagesablauf den individuellen Bedürfnissen angepasst.

 

 

5.2   Räumlichkeiten

 

Unsere Krippe besteht aus zwei Krippengruppen mit jeweils 15 Plätzen. Jeder Gruppe steht ein Gruppenraum, ein Schlaf- Bewegungsraum, ein Badezimmer und Flur zur Verfügung.

 

Die Räume sind hell und freundlich und auf die Bedürfnisse der z.T. sehr jungen Kinder abgestimmt.

 

Die Gruppenräume sind in verschieden Bereiche aufgeteilt. Der Essbereich besteht aus drei großen Tischen mit verstellbaren Hochstühlen. Diese Tische nutzen wir auch für kreative Angebote.

 

Die Schlaf- Bewegungsräume werden unterschiedlich genutzt. Zum einen sind sie mit Betten ausgestattet, damit die Kinder ihrem Schlafbedürfnis nachkommen können. Zum anderen gibt es verschiedene Bewegungsmaterialien, die unterschiedlich aufgebaut werden können, um die Kinder zum Bewegen und Experimentieren einzuladen.

 

Die Badezimmer haben eine Fußbodenerwärmung und einen großzügigen Wickelbereich mit Waschbecken und Treppe, so dass die Kinder selbständig auf den Wickelbereich gehen können. Die Badezimmer werden auch für Wahrnehmungsspiele mit Wasser genutzt.

 

Der Außenbereich bietet den Kindern vielfältige altersgerechte Möglichkeiten.

 

 

5.3  Mahlzeiten

 

Die Mahlzeiten sind ein wichtiger Bestandteil des Tages in der Krippe. Es wird gemeinsam gefrühstückt. Das Frühstück wird von den Fachkräften täglich frisch zubereitet. Ebenso wird jeden Tag frisch gekochtes Mittagessen von einer ortsansässigen Firma geliefert. Individuelle Essenszeiten sind entsprechend der Bedürfnisse der Kinder möglich. Wenn die Möglichkeit besteht, gehen die Fachkräfte gemeinsam mit den Kindern einkaufen. Hierbei werden diese mit einbezogen und haben die Möglichkeit Wünsche für das Frühstück zu äußern. Es wird dabei möglichst in Bioqualität und saisonales Essen eingekauft. Als Ritual vor jeder Mahlzeit wird ein Tischspruch gesprochen, wodurch signalisiert wird, dass danach das Essen beginnt. Während der Mahlzeiten wird auf einen respektvollen Umgang miteinander und mit dem Essen geachtet. Viel Wert wird auf die Selbstständigkeit der Kinder gelegt. Sie dürfen selbst entscheiden was und wie viel sie essen möchten. So wird das selbstständige Essen und der Umgang mit Besteck und Lebensmitteln erlernt.

 

Um das gesunde und ausgewogene Frühstück zu ermöglichen wird jeweils zum 01. des Monats ein Kostenbeitrag eingesammelt.

 

 

5.4  Schlaf- und Ruhezeiten

 

Ruhe und Entspannung zählt zu den Grundbedürfnissen eines jeden Kindes. Schlaf dient dazu Geschehnisse und Erfahrungen des Tages zu verarbeiten. Selbstverständlich dürfen von Zuhause auch Kuscheltiere, Schnuller etc. mitgebracht werden, die das Einschlafen erleichtern. Die Schlafenszeiten werden jedem Kind individuell angepasst, sodass sie stetig ihrem Bedürfnis nach Erholung nachkommen können. Ebenso bekommt jedes Kind die Möglichkeit zum Ausschlafen. Wichtig hierfür ist es, den Schlafrhythmus und das Einschlafritual des einzelnen Kindes zu kennen um diesem individuell nachkommen zu können. Damit sie sich sicher und geborgen fühlen und zur Ruhe finden, wird jedes Kind persönlich zu Bett gebracht und eine Fachkraft bleibt so lange wie nötig bei Ihnen im Raum. Danach wird durch stetiges Schauen die Sicherheit und das sofortige Einschreiten beim Aufwachen des Kindes gewährleistet.

 

 

5.5        Regelungen

 

5.5.1    Bring- und Abholzeit nach Abschluss der Eingewöhnungsphase:

 

·  Alle Kinder sollten bis 8.30Uhr in der Krippe angekommen sein, damit wir zusammen im Morgenkreis den Tag beginnen können.

·  Jedes Kind wird vom Elternteil in den Gruppenraum gebracht oder bereits von einer

       Fachkraft im Flur begrüßt und abgeholt.

·  Ab 12.00 Uhr beginnt die Abholzeit. In der zweiten Krippengruppe beginnt die Abholzeit um 13.00Uhr

·  Wenn ein Kind früher abgeholt wird, sollte es vorher einer Fachkraft mitgeteilt werden.

·  Abholen können nur die Eltern und die in der Karteikarte dafür eingetragenen Personen. 

·  Sollte einmal eine andere Person das Kind abholen, muss es vorher einer Fachkraft

       mitgeteilt werden.

·  Ein abgeholtes Kind sollte sich bei einer Fachkraft verabschiedet haben um sicher zu

·  gehen, dass das Kind nachher nicht vermisst wird.

 

 

5.5.2    Krankheiten

 

Im Krankheitsfall ist das Kind in der Kindertagesstätte abzumelden. Sollte es aus anderen Gründen fern bleiben, wird ebenfalls um Abmeldung gebeten.

Das Kind darf erst wieder die Krippe besuchen, wenn es 24 Std fieberfrei ist. Bei Durchfall oder Erbrechen ist eine Frist von 48 Std einzuhalten um Ansteckung zu vermeiden. Sollte das Kind in der Krippe krank werden oder sich unwohl fühlen, muss es abgeholt werden. Ebenso nach einem Unfall. Die Fachkräfte entscheiden ob es abgeholt werden muss. In der Krippe werden keinerlei Medikamente oder Salben verabreicht. Das Fachpersonal verfügt nicht über die dafür nötige medizinische Ausbildung.

 

 

 

 

5.5.3   Sonstige Regelungen

 

Jedes Kind braucht neben Wechselwäsche und Wickelsachen dem Wetter angepasste Kleidung in der Krippe. Die Sachen sollten mit Namen versehen werden.

Wenn Spielzeug mitgebracht wird, muss darauf geachtet werden dass die Sachen nicht verschluckt werden können. Es dürfen keine Kleinteile mit in die Krippe gebracht werden. Für sämtliche Gegenstände wird keine Haftung übernommen.

Informationen wie z.B. aktuelle Krankheiten in der Krippe, der Essensplan, Schließungstage etc. werden ausgehängt und sind von den Eltern zur Kenntnis zu nehmen.

Das Frühstücksgeld kann ggfs. auch für Fotos mit verwendet werden, die später zur Dokumentation dienen und zum größten Teil in die Mappen der Kinder kommen.

 

 

 

 

05.02.2014

 


[1] Spielen mit Krippenkindern – Kreative Impulse für den Alltag“ von Ingrid Biermann, S. 11

[2] Fulbert Steffensky, Gott im Kinderzimmer

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